Geschichte

Der kleine Kobold

 

Im Wurzelreich einer alten, dicken Weide lebte Plum, ein Kobold. Plum war ein fröhlicher kleiner Kerl. Wenn im Frühling die Blumen und Gräser ihrer Spitzen aus der Erde streckten, kam auch Plum aus seinem Reich hervor. Er freute sich am Sonnenschein, da ihm das Leben unter der Erde im Winter doch recht eintönig war. Er liebte es, die Tiere zu beobachten und kannte jedes einzelnes Pflänzlein. Für Plum war der Frühling die schönste Jahreszeit. Ganz in der Nähe von Plums Weide lebte eine Hasenfamilie. Jedes Jahr half Plum der Hasenfamilie beim Ostereierfärben. Fingen die Bienen an ihren ersten Honig von Weidenkätzchen und Krokussen einzusammeln, meldete sich Plum bei den Hasen und bot seinen Dienst an. Da Vater Hase in jedem Jahr mehr Arbeit hatte, freute er sich stets, Plum zu sehen. „Du kannst gleich heute Nacht auf den Hof vom Bauern Fiedler gehen und die Eier von den Hühnern abholen“, wurde er begrüßt. Plum kannte den Weg zum Bauern genau und freute sich schon auf seine wichtige Aufgabe.

Schnell vergingen die Stunden, sobald es dunkelte machte sich Plum auf den Weg. Braunchen hatte schon auf Plum gewartet. Die letzten Tage war der Bauer recht verärgert gewesen, da er annahm seine Hühner würden keine Eier mehr legen. „Wir hatten schon Furcht, der Bauer wolle uns im Suppentopf haben. Ab morgen wird ja nun alles besser. Du hast deine Eier für die Hasen und wir könne dem Bauern wieder geben was wir gelegt haben“. „Einfach ist es bestimmt nicht die Eier zu verstecken“, stimmte Plum der Henne zu, „aber jetzt müssen wir uns beeilen, bevor Hasso, der Hofhund, uns entdeckt“.  Schnell wurde der Wagen beladen und Plum machte sich so vorsichtig wie möglich mit seiner kostbaren Fracht auf den Weg ins Hasenreich. Als der Morgen graute und die Vöglein den Tag mir einem neuen Lied begrüßten, hatte Plum sein Ziel erreicht. Schnell wurden die Hasen munter, ein anstrengender Arbeitstag lag vor ihnen. Vater Hoppel hatte längst die schönsten Farben gesammelt und bereit gestellt. Plum hielt ein kleines Schläfchen unter einer Butterblume um dann frisch gestärkt beim Färben der Eier zu helfen. Aus seinem Schatz, hatte er als Krönung des Ganzen ein wenig Gold mitgebracht. Als der Tag sich dem Ende zu neigte, waren die Hasen mit ihrer Arbeit fertig. Am nächsten Morgen sollten die Eier bei den Kindern der Umgebung versteckt werden. Die einzelnen Körbchen wurden bereit gestellt und alles legte sich zur Ruhe.

Schon bevor die Sonne den neuen Tag weckte, war Hopps auf den Beinen. Er hatte sich vorgenommen Mutter Hase mit einem Blumenstrauß zu erfreuen. Als er jedoch an den Körbchen vorbei kam, musste er mit Schrecken feststellen, dass alle Körbe leer waren. Noch nie war so etwas vorgekommen. Mit Hallo wurden nun die anderen Hasen geweckt. „Wer kann das nur gewesen sein?“ schluchzte Hopps. „Wir werden gleich Plum um Hilfe bitten! Geht schnell zu ihm und weck ihn, er möchte her kommen!“ schickte Vater Lampe Hupps, den schnellsten Hasenjungen, auf den Weg. Auch Plum war erbost über soviel Frechheit. Sofort sprang er aus seinem Bett und ging mit, um bei der Suche nach dem Dieb zu helfen. „Als wir gestern die Eier färbten, beobachtete ich die Elster. Sie stolzierte ständig um uns herum“, erinnerte sich Plum. Schnell wurde das Eichhörnchen allarmiert um  im Nest der Elster nachzusehen. Und es wurde fündig! Nun war Eile geboten. Springschnell sammelte alle Eier ein so schnell er konnte. Oh wie oft musste er den Baum hoch und wieder runter klettern, damit keins der Eier beschädigt wurde. Es dauerte jedoch nicht lange und Springschnell hatte es geschafft. Auch Plum nahm sich heute einen Wagen und half beim verteilen der Eier. Da jedoch Alle mit Fleiß bei der Sache waren konnte schnell die versäumte Zeit aufgeholt werden und als die Kinder aus dem Haus traten um ihr Osternest zu suchen, war längst alles versteckt.

Wie konnte es kommen, dass sich die Elster so für die Ostereier interessierte? Am Tage hatte sie beobachtet wie Plum etwas von seinem Golde zur Verfügung gestellt hatte, so dass in diesem Jahr jedes Ei einen besonderen Glanz erhielt. Und da bekanntlich Elstern hinter allem her sind was glänzt und glitzert, hatte sie alle Eier in ihr Nest gesammelt. Oh wie staunte sie, als die von ihrem Morgenflug zurückkehrte und das Nest leer fand. Da die Häslein jedoch alle Eier schon verteilt hatten kam sie diesmal zu spät.

„Haben wir nicht etwas vergessen“, meinte Vater Lampe als sich die Hasen nach ihrem schweren Werk wieder versammelt hatten. „Nein, alle Eier sind verteil. Jeder wird sein Nest gefüllt vorfinden“, überlegte Hupps. „Und  doch haben wir etwas vergessen! Ich werde es euch sagen, als wir heute früh in großer Not waren, hat Springschnell uns sofort geholfen und es war keine leichte Aufgabe. Dafür sollten wir uns bei ihm bedanken.“ Nun machte sich Hopps auf den Weg zu Springschnell und brachte ihm als Geschenk das schönste Osterei, des Jahres. Dies Ei wurde im Hasenland in jedem Jahr aufgehoben um nach der Arbeit, den Hasen auszuzeichnen, der  in dem Jahr am fleißigsten gewesen war oder der das schönste Ei bemalt hatte. Springschnell war zwar kein Hase, ohne ihn hätte es jedoch in diesem Jahr kein Osterfest gegeben. So bekam Springschnell diese Auszeichnung über die er sich sehr freute.

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Häschen Langohr

Endlich hatte der Winter  sich verabschiedet. Schnee und Eis hielten sich nur noch an einigen Flecken hoch am Hang. Aber auch das würde nicht  mehr  lange dauern. Familie Hase hielt Ausschau nach dem ersten zarten Grün, denn der Magen knurrte gar sehr. So freuten sie sich auch besonders über die bunten Frühlingsblumen die überall zum Gruß ihre kleinen Köpfchen aus dem Erdreich reckten. Bald würden die Hasen, die Farben der Blumen zum Eier bemalen benötigen. Oma Lampe kannte noch alle alten Rezepte zum mischen der schönsten Farben. Schließlich gab es bei Lampes immer die schönsten Ostereier.  Wenn Häschen Langohr über die Waldwiese hoppelte merkte er sich ganz genau die Stellen mit den schönsten Blumen. "Glöckchen dein blau ist so zart und klar! Bitte heb es für mich auf" redete Langohr das Blümlein an, das mit einem nicken seines Köpfchens antwortete. Schnell verging die Zeit, schon neigten die ersten Blüten ihr Köpfchen um sich zur Ruhe zu begeben. Ihre Blütezeit war für dieses Frühjahr vorbei. Da kam eines morgens, noch bevor die Sonne aufging, Häschen Langohr mit seinen Farbeimern um Osterfarben zu sammeln. Geschwind ging das bei ihm und schon bald konnte er der Oma seine gefüllten Eimerchen bringen. Langohrs Hasenbrüder waren ebenfalls unterwegs gewesen, aber keiner hatte sein Eimerchen so voller Blütenfarbe wie Langohr. Jetzt zeigte sich die Sonne am Horizont, die Vöglein stimmten ihr Morgenlied an. Heute begann das große Eiermalen. Vater und Mutter Hase hatten in der Nacht vom Bauern die Eimer abgeholt. Nero, dem Hofhund,  hatten sie ein besonders großes Ei versprochen damit er sie in den Stall ließ.
Nun kam der große Moment. Jedes Häschen zeigte seine Kunst im Eier malen. Den ganzen Winter hatten sie in der Hasenschule die schönsten Muster geübt.  Jedes Häschen nahm seinen Pinsel zur Hand und begann zu malen. Doch was war das? Die vielen Farbtöpfe, die Langohr voll bunter Blütenfarbe gesammelt hatte, enthielten statt dieser Farbe, alle nur goldene Farbe. So schön dieses Gold auch war. Langohr liefen dicke Tränen über sein Fell. So lange hatte er sich die schönsten und kräftigsten Farben ausgesucht, und nun.... "Du brauchst nicht weinen" tröstete ihn Oma Lampe "dies Wunder geschieht nur alle hundert Jahre! Nur dann wenn es Vater Mond ganz besonders gut mit uns meint. Dann schenkt er einem ausgewählten Hasenkind sein Gold. Du bist also etwas ganz besonderes kleines Langohr!" Nun bemühten sich die Häschen ganz besonders goldene Eier mit Tupfen und Ornamenten zu bemalen. Zum Schluss war die große Hasenkiepe gefüllt und alle Hasenkinder bestaunten diese besonderen Ostereier.  Langohr wurde zum Hasenkönig gewählt, weil der Mond es so bestimmt hatte. Als die Kinder am Ostermorgen in Wald, Feld und Garten ihre Ostereier suchten, war der Jubel groß. Diese Osterfest würden sie nie vergessen.

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